5. Sauerland-MTB-Marathon in Grafschaft am 27.08.2005


Profil der 65km-Runde
Höhenprofil der 65km-Marathonstrecke


Daten:
  • Streckenlänge: 65km (115km)
  • Höhenmeter: 1750m (3150m)
  • Bestzeit: 2h 19 min (4h 37min)


15°C und leichte Bewölkung, mit Frühnebel. Die ersten Bedingungen sprachen für einen idealen Tag. Über 400 begeisterte (mancher würde vielleicht sagen "verrückte") Radsportler trafen sich in Grafschaft zum "Internationalen Sauerland Marathon". Der Marathon lockt wieder mit hochkarätiger Besetzung und wir Hobbyfahrer haben mal die Möglichkeit gegen Ex-Olympiafahrer und Profis zu fahren. (Auch wenn wir im Rennverlauf nicht mehr viel von ihnen sehen).

einige der 530 Starter
Start 2002 (Foto: DJK Grafschaft, 2002)

Pünktlich um 9.3o Uhr fiel der Startschuß und das große Fahrerfeld fuhr zunächst Richtung Schmallenberg. Leider fuhr das Führungsfahrzeug dermaßen langsam, dass sich das Feld hinter dem Wagen aufstaute und es in dem Gedrängel unweigerlich zum Sturz kommen musste. Als ich erkennen konnte, was passiert war, war ich auch schon unmittelbar hinter einem Gewirr aus ca. 10 Fahrern mit ihren Rädern und ich konnte noch unmittelbar davor zum Stehen kommen. Ein sofortiger Blick zurück zeigte mir, dass auch die weiteren Nachfolgenden das Unglück erkannten und rechts und links am Hinderniss vorbeifuhren, zum Ortseingang Schmallenberg. Hier ging es hoch Richtung Wilzenberg, sofort wieder runter nach Schmallenberg und dann erneut steil rauf zum Wilzenberg.

Nach diesem Steilstück hat sich das Fahrerfeld auch genügend lang gezogen, so dass die Überholvorgänge schon weniger wurden. Es ging oberhalb von Grafschaft weiter nach Almert und dort hoch Richtung Schanze auf über 700m über NN.
Nach meinem umfangreichen Training der Langdistanzen hatte ich in diesem Jahr den festen Entschluss gefasst die Langstrecke in Angriff zu nehmen. Brustgurt um und Blick auf den Pulsmesser: 175Hz, immer an der anaeroben Schwelle! So musste ich mich an den ersten Anstiegen zurückhalten und versuchen mein eigenes Tempo zu fahren. (Und später, nach einigen Stunden, dann anspornen, um den Puls über 165 zu halten.)

Von Schanze aus folgte eine Abfahrt Richtung Schladebach und hier wurde die erste Verpflegungsstelle erreicht. Die Auslagen waren wie im Vorjahr recht üppig. In Anbetracht der angepeilten 6 Stunden Renndauer musste ich mir die Zeit zur Verpflegung nehmen. Flasche auffüllen und Kuchen und Riegel essen. Wieder aufs Rad und die Frage "kauen oder atmen?" Also langsam kauen und dann wieder den Blick auf den Pulsmesser heften.

Nach dem folgenden langen Anstieg ging es steil runter nach Latrop. Unten wieder etliche beim Flicken zu sehen. Die schnellen Abfahrten fordern ihren Tribut. Dann kam der eigentlich einzige Trail, und der auch noch steil bergauf. Ansonsten war die Strecke technisch nicht anspruchsvoll, was aber auch viele bei den Höhenmetern nicht so sehr vermisst haben.


Michaela Thönnes am Anstieg zu Beginn der 115km-Runde oberhalb Grafschaft im Jahr 2002

Nun ging es stetig auf und ab, bei gut ausgeschilderter Strecke. Irgendwann kam dann ein Wanderzeichen „Großer Kopf 740mNN", der höchste Punkt der Tour. Von hier ging es auf dem Rothaarsteig, mal wieder schlammig wie eh und jeh, mit schnellem Tempo weiter bis Jagdhaus, zur zweiten Verpflegungsstation. Drei Becher Cola, Flasche auffüllen, Banane und ein Stück Kuchen in die Hand und dann die steile Abfahrt nach Fleckenberg runter. Darauf hoffen, dass mich nicht, wie im Jahr 2003, ein Plattfuß erwischt.
Jetzt die endlos lang scheinende Schmallenberger Höhe rauf. Von dort ging es die letzten 3km runter nach Grafschaft und dort in bzw. durch den Zielbereich. 15 Minuten langsamer als in den Vorjahren, in denen ich "nur" die 65km-Runde gefahren bin. (Hätte man es nur gewusst, bei meiner Zeit hätte es in diesem Jahr für den zweiten Platz gereicht!)

Nun die zweite Runde und man wird selbst zum eigenen Gegener. Man kämpft gegen die Uhr, Blick immer wieder auf den Pulsmesser und die 170Hz halten. Auf weiten Streckenabschnitten scheint man allein zu sein und der Kopf ist immer noch frei für Gedanken wie z.B. "Warum mache ich das eigentlich nur? ...". An der letzten Verpflegungsstelle ein kurzer Plausch mit dem Bäcker über Ulle's Form bei der "dtour" und jetzt kam der nächste Fahrer. Aha, auch Senioren 2, aber den möchte ich nicht mehr vorlassen und so quäle ich mich mit über 170Hz noch einmal über die Grafschafter Höhe, dieser nicht enden wollenden Auffahrt. Aber irgendwann ist sie doch geschafft und ich vermeide jeden Blick nach hinten um nur nicht aus Erschöpfung und Bequemlichkeit bei niedrigerem Puls zu fahren.

Jetzt die ersehnte schnelle Abfahrt nach Grafschaft ins Ziel. 6 Stunden und 7 Minuten und damit 7 Minuten schlechter als mein angepeiltes Ziel. Mit 32 Minuten Rückstand den 9. Platz (von 22) belegt und eigentlich sollte man jetzt zufrieden sein. Naja, vielleicht steckt ja im nächsten Jahr mehr drinn, aber hatte ich nicht schon alles gegeben?

Alles in allem erneut eine gelungene Veranstaltung. Prima Organisation, das Wetter hat bestens mitgespielt und man hat seine Leidensgenossen mal wieder getroffen.

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Andreas Zurück